Gedicht des Monats März / April
Februar
Januar
2023 Dezember
November
Oktober
September
August
Juni / Juli
Mai
April
März
Februar
Januar
2022 Dezember
November
Oktober
September
|
Die erste Osterhäsin
Es gab einmal vor vielen Jahren ein spannendes Gerichtsverfahren.
Die junge Häsin Elli Klein wollt gerne Osterhäsin sein; bewarb sich auch ganz akkurat beim Osterhasen-Aufsichtsrat.
Doch dieser lehnte sofort ab – mit der Begründung kurz und knapp: „Wir danken, doch bedauern sehr; denn diese Arbeit ist zu schwer, dass sie ein Hasenmädchen schafft; da braucht es echte Rammlerkraft.“
Das akzeptierte sie so nicht. Man traf sich deshalb vor Gericht.
Die Häsin sprach dort: „Euer Ehren, dagegen möchte ich mich wehren. Das soll nur was für Kerle sein? Das geht in meinen Kopf nicht rein! Ich bin sehr klug, bin irre schnell und kreativ so generell.“
Der Richter war ein grauer Hase mit weißen Ohren, weißer Nase. Er nickte erst und sah dann stumm zum Sprecher von dem Gremium.
„Ihr sucht doch Nachwuchs, ist das wahr?“, begann er seinen Kommentar. „Ich las vor kurzem den Bericht von der gewünschten Osterpflicht, dass jeder Has, ob groß, ob klein, soll einmal Osterhase sein.“
„Wir suchen immer, das ist richtig; doch ist uns Männlichkeit sehr wichtig.“
„Ist’s aber nicht schon längst erwiesen, dass Häsinnen im Wald, auf Wiesen ein bisschen größer sind als wir und stärker als manch männlich Tier?“
Dem Sprecher wurde flau im Magen. Ihm fiel nichts ein. Was könnt er sagen?
Der Richter wusste nun Bescheid. Für den Beschluss war‘s an der Zeit.
Er sprach mit Blick zum Gremium: „Die Häsin Klein macht Praktikum. Ihr weist sie ein sehr umfangreich in jeden Tätigkeitsbereich. Und nach genau achthundert Stunden wird hier sich wieder eingefunden. Dann wird mir frank und frei berichtet, wie Häsin Klein es hat verrichtet.“
Der Hammer fiel, so wars entschieden. Die Häsin schmunzelte zufrieden; und sie erhielt am nächsten Tag den Osterpraktikums-Vertrag.
Nun konnte sie sich ausprobieren; konnt Eier malen und verzieren, sie heil und sicher transportieren, in dunkler Nacht versteckt platzieren; die Wege gut organisieren, den Navigator programmieren und ihren Körper stets trainieren.
Die meisten Rammler fanden‘s gut, dass eine Häsin hat den Mut. Von andren kamen Sprüche an, die typisch für den Machomann, und manche sah man einfach schweigen … mit dem Versuch, sie zu besteigen.
Doch Elli machte niemals schlapp, sie wehrte jeden Angriff ab.
Dann war vorbei das Praktikum. Und siehe da, vom Gremium gabs unbefristet den Vertrag. Berühmt war sie mit einem Schlag, denn jeder kannte nun genau die erste Osterhasenfrau.
Der Richter lobte das Gelingen, dass Mädchen nun auch Eier bringen.
Das alles ist sehr lange her und seitdem wurden es stets mehr.
Wer nun zu dir kommt dieses Jahr (ob Has, ob Häsin), ist nicht klar. Das bleibt geheim, so ist das Brauch. Viel wichtiger ist schließlich auch, die buntgefärbten Schokoeier versüßen uns die Osterfeier. ***
|